Die Jarrow-Marsch; ein kraftvoller Ausdruck sozialer Ungerechtigkeit im krisengeplagten Großbritannien der 1930er Jahre und ein Wendepunkt für die britische Sozialpolitik

blog 2024-11-21 0Browse 0
Die Jarrow-Marsch; ein kraftvoller Ausdruck sozialer Ungerechtigkeit im krisengeplagten Großbritannien der 1930er Jahre und ein Wendepunkt für die britische Sozialpolitik

Die Geschichte Großbritanniens im 20. Jahrhundert ist geprägt von tiefgreifenden Veränderungen, politischen Umbrüchen und sozialen Bewegungen. Eine dieser Bewegungen, die bis heute in den Geschichtsbüchern verankert ist, war die Jarrow-Marsch von 1936. Inmitten der Weltwirtschaftskrise, als Massenarbeitslosigkeit und Armut das Land lähmten, wagten 200 arbeitslose Männer aus dem nordenglischen Industriestandort Jarrow einen kraftvollen Schritt gegen die soziale Ungerechtigkeit: Sie marschierten über 450 Kilometer nach London, um ihre Anliegen direkt an der Regierung vorzutragen.

Die wirtschaftliche Lage in Jarrow war zu Beginn der 1930er Jahre katastrophal. Die Schließung der örtlichen Werft, ein wichtiger Arbeitgeber für die Region, hatte zu einer massiven Arbeitslosigkeit geführt. Über 60% der Männer in Jarrow waren arbeitslos, und die Armut breitete sich unter den Familien aus.

Die Marschteilnehmer, größtenteils ehemalige Schiffbauer und Stahlarbeiter, sahen sich mit verzweifelter Lage konfrontiert: Hungersnöte, Obdachlosigkeit und Perspektivlosigkeit prägten ihren Alltag. Die britische Regierung reagierte jedoch auf die wachsende soziale Ungleichheit nur zögerlich.

Die Jarrow-Marsch war eine direkte Reaktion auf diese Untätigkeit. Unter der Führung von Reverend Basil Hudd organisierten die arbeitslosen Männer den 200 Kilometer langen Fußmarsch nach London, um ihre Forderungen vor dem Parlament zu präsentieren.

Ziel der Jarrow-Marsch
Erlangung neuer Arbeitsplätze in der Region
Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die verbliebenen Industriearbeiter
Einführung einer staatlichen Sozialhilfe für arbeitslose Menschen

Der Marsch zog internationale Aufmerksamkeit auf sich und löste eine Welle der Solidarität aus. Menschen entlang des Weges spendeten Lebensmittel, Kleidung und Geld, um den Marschierern zu helfen.

In London angekommen, wurden die Jarrow-Marschierer von tausenden Unterstützern empfangen. Sie legten eine Petition vor dem Parlament nieder, in der sie ihre Forderungen formulierten. Doch die britische Regierung unter Premierminister Stanley Baldwin zeigte sich unnachgiebig. Die Petition wurde abgelehnt, und den Marschierern wurden keine konkreten Zusagen gemacht.

Obwohl die Jarrow-Marsch nicht ihre unmittelbaren Ziele erreichte, hatte sie dennoch einen nachhaltigen Einfluss auf die britische Gesellschaft:

  • Bewusstseinsbildung: Der Marsch machte die Öffentlichkeit auf die dramatische Situation der Arbeitslosen in Großbritannien aufmerksam und löste eine breite Diskussion über soziale Gerechtigkeit und staatliche Verantwortung aus.
  • Politischer Druck: Die Jarrow-Marsch trug dazu bei, den politischen Druck auf die Regierung zu erhöhen. In den folgenden Jahren wurden einige Sozialprogramme eingeführt, um den

Arbeitlosen zu helfen.

  • Symbol der Solidarität: Die Jarrow-Marsch ist bis heute ein Symbol für den Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit und für die Bedeutung von solidarischem Handeln. Sie erinnert uns daran, dass selbst in Zeiten größter Krisen die menschliche Würde gewahrt werden muss.

Die Geschichte der Jarrow-Marsch lehrt uns wichtige Lektionen:

  • Macht der Zivilgesellschaft: Der Marsch demonstriert, wie Bürger durch gemeinsames Handeln politischen Wandel bewirken können.
  • Wichtigkeit sozialer Gerechtigkeit: Die Jarrow-Marsch erinnert uns an die Notwendigkeit einer gerechten Gesellschaft, in der jeder Zugang zu Arbeit, Bildung und Gesundheitsversorgung hat.

Die Jarrow-Marsch ist ein wichtiger Teil der britischen Geschichte. Sie zeigt die Herausforderungen, denen Großbritannien im 20. Jahrhundert gegenüberstand, und wie Menschen auf diese Herausforderungen reagierten. Die Geschichte der Marschierer, die sich gegen soziale Ungerechtigkeit kämpften, inspiriert uns auch heute noch zu einem engagierten Handeln für eine gerechtere Welt.

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